Mobilität betrifft uns alle: Tagtäglich bewegen wir uns zur Arbeit, zur Schule, zum Freizeitsport, treffen Freund:innen oder gehen einkaufen. Der Grad unserer Mobilität bestimmt darüber, wie unser Alltag aussieht und wie wir am gesellschaftlichen und sozialen Leben teilnehmen.
Auf welche(s) Transportmittel wir dabei setzen, wird von vielfältigen Faktoren beeinflusst. Neben der zur Verfügung stehenden Zeit und den entstehenden Kosten kommt es auch stark auf den Komfort, unsere Gewohnheiten und das vorhandene Mobilitätsangebot an.
Weniger bewusst sind uns dagegen die Folgen unserer Entscheidung für oder gegen bestimmte Transportmittel. Treibhausgasemissionen tragen zum Klimawandel bei, Abgase sind eine Gefahr für Menschen und Umwelt, Verkehrslärm und Unfälle mindern unsere Lebensqualität und gefährden unsere Gesundheit.
Vor allem aber ist der Bedarf an Flächen für unsere Verkehrsmittel immens groß. In Deutschland entfallen knapp 15 Prozent der genutzten Land- bzw. Bodenfläche auf Siedlungsstrukturen und Verkehrssysteme. Täglich kommen 52 Hektar hinzu – eine Fläche in der Größe von 73 Fußballfeldern. Über ein Drittel dieser Fläche beansprucht der Verkehr1.
Unsere Verkehrsinfrastruktur bestimmt also, wie wir unseren Lebensraum nutzen. Sie fragmentiert ganze Ökosysteme und versiegelt Landschaften. Besonders sichtbar ist das in unseren hoch verdichteten Städten: Dort stehen die Anforderungen der Verkehrsinfrastruktur in unmittelbarer Konkurrenz zu anderen Flächenansprüchen – und der Gewinner heißt allzu häufig: Verkehr. In der Stadt geben Straßennetz und Autos die Nutzung des öffentlichen Raums vor und bestimmen, wo wir uns treffen, aufhalten und erholen.
Vergleicht man den durchschnittlichen Flächenbedarf von privaten Pkws mit anderen Transportmitteln im Personennahverkehr, wird schnell klar, wie viel Platz unsere Autos tatsächlich einnehmen. So brauchen Pkws pro gefahrenem Personenkilometer fast 7-mal so viel Platz wie Fahrradfahrer:innen und knapp 3-mal so viel Platz wie Busse2. Von allen Personennahverkehrsmitteln ist der Pkw aufgrund seiner niedrigen Auslastung und seines niedrigen Besetzungsgrads mit Abstand am wenigsten flächeneffizient. Im Durchschnitt sind 1,5 Personen in einem Pkw unterwegs3 – und das auch eher selten: Der durchschnittliche Privatwagen parkt mehr als 23 Stunden am Tag.
Um diese ernüchternden Zahlen besser greifbar zu machen, wurden sie mithilfe konkreter Gegenüberstellungen des Platzanspruchs einzelner Verkehrsmittel in Foto-Aktionen bereits in aller Welt veranschaulicht. Eines der frühesten Beispiele ist diese Gegenüberstellung der Stadtwerke Münster aus dem Jahr 1991. Ein neueres Beispiel von 2012 zeigt eine ähnliche Szene in Australien. Und erst kürzlich verwandelte das deutsche Software-Unternehmen PTV AG die Gegenüberstellung in eine eindrucksvolle 3D-Animation.
Ein wichtiger Aspekt fehlt allerdings in all diesen Darstellungen: die neuen Mobilitätsangebote. Moderne Transportmittel wie On-Demand-Ridepooling, Bike-Sharing oder Car-Sharing wurden bisher nicht einbezogen, obwohl immer mehr Menschen diese Transportmittel in ihren täglichen Mobilitätsmix integrieren. Weil fast alle dieser neuen Mobilitätsangebote auf einer flexiblen, gemeinschaftlichen Nutzung basieren, tragen sie maßgeblich zur Flächeneffizienz unserer Verkehrssysteme bei.
Wie flächeneffizient ist also On-Demand-Ridepooling? Das hat CleverShuttle im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche 2021 in Leipzig zum ersten Mal bildlich dargestellt. Gemeinsam mit lokalen Initiativen, Vereinen und Unternehmen haben wir unsere eigene Fotoaktion zur Darstellung der Flächenbelegung täglicher Transportmittel organisiert – inklusive On-Demand-Verkehren. Aus der Luft entstanden eindrucksvolle Drohnenbilder, die den Flächenbedarf von 60 Personen zu Fuß, mit dem Fahrrad, Pkw und Bus sowie mit Carsharing- und Ridepooling-Angeboten zeigen:4
Die Gegenüberstellung von Pkw und On-Demand-Ridepooling (Abb. 1) verdeutlicht sowohl die verkehrliche Effizienz als auch die Flächeneffizienz des Ridepooling-Prinzips:
Zum Transport von 60 Personen sind deutlich weniger On-Demand-Ridepooling-Fahrzeuge (11) notwendig als private Pkws (46) – und das beim gleichen Komfort und der gleichen Flexibilität wie mit dem eigenen Auto. Wie ist das möglich? Dadurch, dass die Fahrzeuge und die entsprechenden Flächen nur für die Dauer des eigentlichen Weges in Anspruch genommen werden, sind Ridepooling-Fahrzeuge deutlich höher ausgelastet und damit viel öfter aktiv zur Personenbeförderung im Einsatz als Privat-Pkws5.
Durch intelligente Algorithmen wird zusätzlich die Fahrzeug-Besetzungsquote erhöht: Mehrere Personen mit ähnlichen Fahrtwegen werden dann gemeinsam in einem Fahrzeug befördert (gepoolt). Die gleiche Anzahl von Personen kann so mit weniger als einem Viertel der Fahrzeuge und auf rund einem Viertel der Fläche transportiert werden.
Insgesamt bestätigen unsere Aufnahmen weiterhin das, was ähnliche Bilder bereits vor 30 Jahren gezeigt haben: Die Flächenbelegung des privaten Pkws prägt nach wie vor unseren Alltag. Aber sie zeigen auch etwas Neues: Nie gab es mehr platzsparende, effiziente Pkw-Alternativen als heute.
Wer diese Alternativen ganzheitlich nutzt und traditionelle Transportmittel wie Bus, Bahn und Fahrrad mit neuen Mobilitätsangeboten wie Ridepooling und Car-Sharing kombiniert, findet in der Regel einen Transportweg, der einen schnell, komfortabel und ganz ohne eigenes Auto ans Ziel bringt. On-Demand-Ridepooling spielt dabei eine zentrale Rolle: Als neues Mobilitätsangebot, das sich immer stärker mit dem klassischen ÖPNV verbindet, ist es das ideale „Bindeglied“ – ob als Zubringerverkehr zur Schiene für Pendler:innen oder als komfortable Anschlussfahrt von der Bushaltestelle bis vor die Haustür.
Wir alle können mit der Wahl flächeneffizienter Verkehrsmittel unser Stadtbild und unsere Umwelt verbessern. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir komplett auf das Auto verzichten müssen. Stattdessen sollten wir unsere Wegstrecken möglichst bedarfsgerecht gestalten und Gebrauch machen von den zahlreichen Transportmitteln, die uns heutzutage zur Verfügung stehen. Neue Mobilitätsoptionen wie On-Demand-Ridepooling sind dabei ein wichtiger Baustein.