
Erfolgsfaktoren von On-Demand-Pooling-Verkehren
Die Wirtschaftlichkeit von Pooling-Verkehren blieb meist hinter den Erwartungen zurück.
Eine der größten Herausforderungen für neue Anbieter von On-Demand-Verkehren stellt die Wirtschaftlichkeit des Verkehrs dar. CleverShuttle bietet seit 2016 gebündelte On-Demand-Verkehre an und betrieb in der Hochphase bis zu neun Städte parallel. Dabei kamen 400 Elektrofahrzeuge und über 1.400 Fahrer zum Einsatz. CleverShuttle war damit der größte Anbieter privatwirtschaftlich betriebener On-Demand-Verkehre in Deutschland.
CleverShuttle gelang es nur an einzelnen Standorten auch privatwirtschaftlich profitabel zu fahren. Eine fehlende Rechtsgrundlage für Pooling-Dienste und daraus resultierende strenge Genehmigungsauflagen (z.B. Rückkehrpflicht) führten zu starken Einschränkungen der betriebswirtschaftlichen Freiheit. Gleichzeitig ist es CleverShuttle ein wichtiges Anliegen, seine Fahrer:innen unter fairen Arbeitsbedingungen anzustellen. Die Personalkosten konnten durch die Fahrteinnahmen kaum gedeckt werden. Ein privatwirtschaftlicher Betrieb war nur an ausgewählten Standorten und bestimmten Rahmenbedingungen möglich.
Die Vorteile der Pooling-Verkehre wurden durch die öffentlichen Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen erkannt.
Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen bieten On-Demand-Verkehre großes Potenzial für die Zukunft der Mobilität, die sich besonders gut in Kooperation mit und integriert in den ÖPNV ausschöpfen lassen. Zwei der wichtigsten Potenziale von On-Demand-Verkehren sollen hier hervorgehoben werden:
- Innerstädtisch wird eine komfortable Alternative zum eigenen PKW geschaffen. Gleichzeitig werden individuelle Wege gebündelt und Parkraum durch Lebensraum ersetzt.
- Im ländlichen Raum können Regionen effizienter und ganzheitlicher mit Mobilität versorgt werden. Die Abhängigkeit vom eigenen Fahrzeug wird reduziert und Mobilität wird zugänglicher für alle Menschen.
Diese Vorteile wurden schon früh von öffentlichen Verkehrsunternehmen und Aufgabenträgern erkannt. Vorreiter waren zum Beispiel Pilotprojekte wie die des Kreis Offenbachs mit dem Angebot des kvgOF Hopper. Abbildung 1 zeigt eine Übersicht der uns bekannten aktuellen Verkehre, die in Deutschland in Betrieb sind. Viele der Verkehre haben jedoch noch einen kleineren Umfang. Es ist gleichwohl positiv zu vermerken, dass häufig auf rein- oder teil-elektrifizierte Flotten zurückgegriffen wird.
On-Demand-Pooling-Verkehre in Deutschland

Mit Blick auf die Ausbreitung der On-Demand-Verkehre ist entscheidend, dass diese Projekte den strategischen Zielen des ÖPNV dienlich sind, um zu einem effizienteren Verkehr beizutragen.
Zu den strategischen Zielen des ÖPNV, auf die On-Demand-Verkehre einzahlen können, gehören:
- Die Verbesserung und Anpassung des Angebots
- Die Bündelung von Beförderungen
- Der Aufbau eines zukunftsfähigen und wirtschaftlich nachhaltigen Angebots
On-Demand-Pooling-Verkehre zahlen auf diese Ziele direkt ein, indem sie:
- Eine komfortable, direkte Beförderung auch in Randgebieten anbieten
- Durch das Pooling hohe Fahrzeugauslastungen ermöglichen
- Die Kosten pro Beförderung durch optimierte Prozesse kontrollierbar machen
Die Ziele des ÖPNV lassen sich nur mit aussagekräftigen Kennzahlen definieren und verfolgen.
Damit On-Demand-Verkehre ihr Potenzial im Betrieb tatsächlich ausschöpfen können, müssen Betrieb und Projektmeilensteine im Vorhinein genau definiert werden. Dazu sollten vor der Einführung des On-Demand-Verkehrs Ziele und entsprechende Kennzahlen zu deren Messung festgelegt werden. Nur so kann während des Betriebs die Optimierung anhand der Kennzahlen stattfinden und eine Beurteilung des Verkehrs getroffen werden.
Es gibt eine Vielzahl von Kennzahlen, die verschiedene Aspekte des Betriebs bewerten. Im Folgenden wird eine Auswahl an Kennzahlen beschrieben, die auf die verschiedenen Dimensionen der ÖPNV-Ziele einzahlen:
Wartezeit, Bedienquote, Barrierefreiheit, Abdeckung = Servicequalität
Poolingquote, Auslastung = Verkehrlicher Effekt
Kosten pro Beförderung = Wirtschaftlichkeit
Im Vorfeld von Projekten sollten die Erwartungen an diese wichtigen Kennzahlen richtig gesteckt werden. CleverShuttle hat zu allen Kennzahlen über die letzten Jahre bereits substanzielle Daten gesammelt. Abbildung 2 stellt beispielsweise dar, dass mit steigender Fahrzeugzahl das Service-Level steigt, indem die Wartezeit kontinuierlich sinkt.
Entwicklung der Wartezeit bei steigender Anzahl an Fahrzeugen

Abbildung 3 macht deutlich, dass auch der Poolingfaktor mit steigender Fahrzeuganzahl zunimmt. Die wachsenden Personenkilometer pro gefahrenen Kilometer heben eine verkehrliche Reduktion und damit einen wirtschaftlicheren Betrieb hervor.
Entwicklung des Verhältnisses Personen-km (Pkm) zu Fahrzeug-km (Fkm) bei steigender Anzahl an Fahrzeugen

Viele Kennzahlen verbessern sich mit wachsender Fahrzeuganzahl. Die vorhandenen Fahrzeuge und Fahrer:innen müssen gleichzeitig so gesteuert werden, dass das Potenzial auch gehoben wird. Aus fünf Jahren Erfahrung im On-Demand-Ridepooling weiß CleverShuttle, dass vor allem die kundenzentrierte und effiziente Steuerung der zentrale Schlüssel zu erfolgreichen Kennzahlen ist. Die vier wichtigsten Disziplinen sind dabei:
- Das effiziente Flottenmanagement
- Die nachfrageorientierte Einsatzplanung
- Das Real-Time Betriebsmanagement
- Die Nachfragesteuerung über digitale Marketingkanäle
Nur wenn diese Bereiche beim Aufsetzen eines On-Demand-Pooling Verkehrs ausreichend und angemessen bedacht werden, kann eine größtmögliche Wirkung erzielt werden.
Fazit
On-Demand-Pooling-Verkehre werden im ländlichen sowie städtischen Raum substanziell zur Reduktion von Emissionen und PKW-Besitz beitragen. Öffentliche Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen sollten sich bei der Realisierung der Projekte auf Ziele und Kennzahlen verständigen, sodass der Erfolg messbar wird. CleverShuttle ist Betreiber und Dienstleister für öffentliche Auftraggeber und kann auf fünf Jahre Erfahrung zurückblicken. Dies hat uns gezeigt: Die operative Steuerung des Betriebs ist der wichtigste Erfolgstreiber für On-Demand-Pooling-Verkehre.

Autor:in
Moritz Oesterlink
Director Business Developement
Moritz ist seit drei Jahren bei CleverShuttle und hat dabei bereits in verschiedenen Bereichen gearbeitet. Während er zunächst für die Angebotsplanung der CleverShuttle Standorte zuständig war, verantwortet er heute die Geschäftsfeldentwicklung und den Vertrieb von CleverShuttle an unsere kommunalen Partner.