
Aufbau von Flotten für On-Demand-Verkehre
On-Demand-Verkehre bringen die Mobilität von morgen auf die Straße – und nutzen dabei alle Möglichkeiten der Digitalisierung. Smarte Algorithmen berechnen die Routen der Fahrgäste, digitale Plattformen sorgen für einen reibungslosen Betriebsablauf, das Angebot lässt sich nahezu rund um die Uhr per App buchen. Aber ohne die entsprechende „Hardware“ – sprich die Fahrzeuge – kommt ein On-Demand-Verkehr erst gar nicht auf die Straße. Eine moderne, gut ausgestattete und auf Fahrgast- wie Fahrer:innenbedürfnisse abgestimmte (elektrische) Fahrzeugflotte ist unverzichtbar für ein erfolgreiches Angebot.
Durch seine langjährige Erfahrung als Betreiber von On-Demand-Verkehren kann CleverShuttle auf vielfältige Expertise beim Aufbau von elektrischen Fahrzeugflotten zurückgreifen. Claudius Haack und Tarik Murtaza aus dem Fleet Management von CleverShuttle haben die wichtigsten Tipps und Erkenntnisse aus dem Flottenmangement zusammengefasst.
Welche Fahrzeuge eignen sich besonders gut für On-Demand-Verkehre?
Das eine Fahrzeugmodell für eine On-Demand-Flotte gibt es nicht, dazu sind die Anforderungen der jeweiligen Verkehre und der Auftraggeber:innen zu vielfältig. Es gibt jedoch grundlegende Fragen, die für die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Modell wichtig sind. Dazu gehören etwa die maximale Personenzahl, die pro Shuttle befördert werden soll, die Größe des Betriebsgebiets oder ob bereits eine Ladeinfrastruktur und Stellplätze vorhanden sind. Auch die gewünschte Ausstattung des Fahrzeugs und die räumlichen Gegebenheiten spielen eine Rolle, sprich: Fährt die Flotte im Flachland oder auf hügeligem Terrain, in der Stadt oder auf dem Land?
Das optimale Fahrzeug ist das, welches allen Anforderungen gerecht wird, dem Fahrgast am meisten Komfort bietet und gleichzeitig natürlich für die Auftraggeber:in bezahlbar ist. In den aktuellen Ausschreibungen für On-Demand-Angebote sehen wir eine deutliche Tendenz in Richtung Kleinbusse und weg vom Pkw. Dort finden in der Regel mindestens sechs Personen Platz. Genau das ist auch unsere Empfehlung für einen möglichst effizienten Betrieb.
Gibt es Fahrzeuge, die für eine bestimmte Art von Verkehr oder Betriebsgebiet besonders geeignet sind?
Tendenzen gibt es da auf jeden Fall. In hügeligen Betriebsgebieten beispielsweise brauchen Fahrzeuge eine größere Reichweite, weil der Stromverbrauch dann größer ist. Auch die Witterung spielt eine Rolle: In kalten Gegenden sollten die Batteriekapazität der Fahrzeuge höher sein und natürlich eine entsprechende Fahrzeugausstattung gegeben sein, etwa Winterreifen.
In Städten gibt es zudem das „Problem“ der Bürgersteige – dort parken eventuell Autos oder Fahrräder, oder es stehen Menschen. Für dieses Einsatzszenario eignen sich Modelle weniger, bei denen die Fahrzeugrampe zum Einstieg mobilitätseingeschränkter Menschen seitlich am Fahrzeug ist. Unter Umständen kann diese dann nicht ausgefahren werden, weil der Bürgersteig es nicht „zulässt.“ Bei städtischen On-Demand-Verkehren ist es also sinnvoll, Fahrzeuge einzusetzen, bei denen die Rampe oder der Hublift hinten sind.
Hand aufs Herz: Welches Modell ist denn besonders beliebt beim Fahrpersonal wie bei den Fahrgästen?
Ein Favorit beim Fahrpersonal wie bei Kund:innen ist der eVito Tourer von Mercedes. Das Modell hat einen großen Innenraum, ist optisch ansprechend und zudem komfortabel. Viele Auftraggeber:innen entscheiden sich dafür, ihre Flotte mit diesem Modell aufzubauen und auch wir empfehlen den eVito in vielen Fällen. Es gibt jedoch auch einige andere Modelle, die für On-Demand-Verkehre gut geeignet sind (Abb. 1).
Unsere Fahrzeugflotte

Abb 1. Fahrzeuge, die am besten für On-Demand-Verkehre geeignet sind.
Was sind typische Problematiken bei der Instandhaltung der Flotten?
Unsere Flotten werden in regelmäßigen Serviceintervallen überprüft und optimiert. Dazu arbeiten wir eng mit den jeweiligen Fahrzeugherstellern zusammen, die Ersatzteile liefern, Mängel beseitigen oder in ihren Werkstätten Schäden reparieren. Das erfordert natürlich auch viel Abstimmung und Kommunikation, und das klappt leider nicht mit allen Herstellern gleich gut. Die höchste Ausfallquote hat derzeit der LEVC. Bei diesem Modell liegt die Ausfallzeit durchschnittlich bei jeweils mehreren Wochen – oft erfolgen Lieferungen von Ersatzteilen verspätet oder sie hängen im Zoll fest, weil der Hersteller im UK sitzt. Da hängen wir dann manchmal in der Luft, weil wir nicht wissen, wann es weitergehen kann.
Gemischte Flotten oder einheitliche Flotten – Was ist sinnvoller?
Eine einheitliche Flotte ist wesentlich sinnvoller, vor allem, wenn es um die effiziente Nutzung des Werkstattnetzwerks geht: Es werden nicht verschiedene Werkstätten für die verschiedenen Fahrzeugmodelle benötigt, sondern nur eine. Außerdem muss so nur ein Vertrag mit einem Hersteller geschlossen werden und nicht mehrere mit verschiedenen Herstellern. Ein einheitliches Bild auf der Straße fördert zudem die Wiedererkennbarkeit des Angebots. In der Regel sind Mischflotten nur dann sinnvoll, wenn die Fahrzeuge unterschiedliche Spezifikationen haben müssen, weil sie unterschiedliche Zwecke erfüllen sollen.
Welche Ausstattung sollten die Fahrzeuge haben?
Zum einen sollte ein Fahrzeug barrierefrei sein. Das bedeutet, es bietet Platz für eine Person im Rollstuhl und zwei weitere Fahrgäste als Begleitpersonen. Was Ausstattungsmerkmale angeht, sollten eine Heizung und eine Klimaanlage vorhanden sein, die auch hinten im Fahrgastraum genutzt und geregelt werden kann. Pandemiebedingt haben wir aktuelle zwischen Fahrer- und Fahrgastbereich eine Trennscheibe eingebaut – daher ist es wichtig, dass auch hinten gelüftet werden kann. Weitere Ausstattungsdetails sind USB-Ladestationen für Handys, ein Einstieg mit Trittbrett, eine Rückfahrkamera und Parksensoren und eine Steckdose vorne für das Ticketverkaufsgerät, falls der Ticketverkauf auch im Fahrzeug stattfinden soll.
Welche Umbauten müssen in der Regel vorgenommen werden?
Die einzig größeren Maßnahmen sind die Umbauten für Barrierefreiheit, die in der Regel 4-6 Wochen benötigen. Dazu erfolgt entweder ein Heckausschnitt und es wird eine Rempe eingebracht. Oder es wird ein Hublift installiert. Beides unterstützt Personen im Rollstuhl beim Einstig in das Fahrzeug. Welche Lösung infrage kommt, hängt dabei vom Fahrzeugmodell und dessen Größe ab.
Gibt es Einsatzszenarien, in denen elektrische Flotten nicht möglich oder sinnvoll sind?
Mit der richtigen Vorlaufzeit können eigentlich alle Verkehre elektrisch betrieben werden – die entsprechende Ladeinfrastruktur wird dann entweder von der/dem Auftragnehmer:in oder der/dem Auftraggeber:in aufgebaut. Einer der Vorteile von Elektrofahrzeugen sind die längeren Wartungsintervalle, E-Fahrzeuge sind im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor nicht wartungsintensiv und es entsteht weniger Verschleiß. Zudem spricht natürlich für elektrische Flotten, dass sie deutlich ressourcenschonender und umweltfreundlicher unterwegs sind und auch ökonomisch effizienter fahren als klassische Verbrenner.

Autor:in
Tarik Murtaza
Operations Manager, Fuhrpark

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